Vernetzung statt Konsum

veröffentlicht 10. Oktober 2022

Die Verbraucherinnenmesse Du und deine Welt, die 1955 zum ersten Mal in Hamburg abgehalten wurde, war ursprünglich als reine Konsummesse geplant. Im Laufe der Jahre zeigte sich jedoch, welch wichtige Vernetzungsfunktion diese für feministische Gruppen erfüllte. Schon bald war der Landesfrauenrat Hamburg (ehemals Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen) mit der Organisation einer ganzen Halle zum Thema Soziales betraut und konnte jährlich wechselnde Themen wählen, um Frauengruppen und feministische Organisationen zusammenzubringen. Damit wurde die Messe ein wichtiger Bestandteil in der Arbeit des Landesfrauenrat Hamburg.

Im FrauenStadtArchiv Hamburg liegt der größte Bestand rund um die Organisation der Messebeiträge vom Landesfrauenrat Hamburg. Dieser zeigt, wie die Jahresthemen, sei es zum Thema Europa oder Frauen und Medien, durch Podiumsdiskussionen mit hochkarätiger Besetzung, Organisationsstände und andere Veranstaltungsformate belebt wurden. Eine Sonderschau zum Jahresthema, welches von den politischen Träger*innen der Stadt Hamburg immer besonders gewürdigt wurde, war das Highlight der Messe. Damit war die Messe auch ein wichtiges Instrument der Öffentlichkeitsarbeit. Hier konnten ehrenamtliche Mitglieder für die Vereine gewonnen, aber auch Aufmerksamkeit für wichtige feministische Themen geschaffen werden. So wurden Frauen nicht nur in ihrer Rolle als Konsumentinnen, sondern zu wichtigen gesellschaftlichen Themen angesprochen.

Aus dem Bestand „Du und Deine Welt“
FrauenStadtArchiv Hamburg
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Collage aus dem Bestand „Du und Deine Welt“ des FrauenStadtArchiv Hamburg: Eintrittsticket, Organisationsdokumente, Fotos von der Messe und der Preis für besonderes Engagement, die Zitronenjette.

Damit wurde die ‚Hausfrauenmesse‘, wie die Du und deine Welt in den Medien genannt wurde, mit ganz neuen Inhalten gefüllt. Besonders die Zitronenjette, ein Preis der jede Messe für besonderes Engagement in der Gleichstellungs- und Frauenpolitik vergeben wurde, zeugt von dieser politischen Wende und der feministischen Bedeutung der eigenen Halle. Rund 2.000 Fotos aus dem Bestand des FrauenStadtArchiv Hamburg veranschaulichen die wichtige Arbeit des Landesfrauenrat Hamburg bei der Mitorganisation der Messe. Diese sollen nicht nur digitalisiert und der Öffentlichkeit online zugänglich gemacht werden, sondern auch in einer Ausstellung vom 03. Bis 05. November gezeigt werden, die am 03. November mit einer Vernissage von Birgit Kiupel festlich eröffnet wird. „Alle mit denen ich spreche, erinnern sich total gerne an die Messe. Die Augen leuchten auf, wenn sie darüber sprechen, wie empowernd die Treffen waren und wie wichtig die Messe zum Netzwerken war“, erzählt Vivien Helmli vom FrauenStadtArchiv Hamburg. Sie hofft, dass viele der ehemals Mitorganisierenden kommen, um sich die Ausstellung anzusehen. Videoaufzeichnungen von allgemeinen Eindrücken des Messegeschehens und von Podiumsdiskussionen lassen der empowernden Stimmung auch heute noch nachspüren und archivierte Korrespondenzen, Programmhefte und Werbeflyer bezeugen die Arbeit, welche in die Organisation der Messebeiträge geflossen ist.

Seit 2018 gibt es das FrauenStadtArchiv Hamburg. Der Landesfrauenrat Hamburg will mit diesem Archiv die Geschichte Hamburger Frauen und Frauenorganisationen für die Zukunft bewahren. Das FrauenStadtArchiv Hamburg ist eine Begegnungsstätte, organisiert Veranstaltungen und Ausstellungen und ist nicht zuletzt ein außerschulischer Lernort für Hamburger Frauengeschichte und frauenemanzipatorische Entwicklungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen.

Das DDF-Kooperationsprojekt von FrauenStadtArchiv Hamburg ist am 1. Januar 2022 gestartet und hat eine Laufzeit von zwölf Monaten. Es werden Interviews mit Zeitzeuginnen geführt, Materialien aus dem eigenen Bestand digitalisiert, Rechteklärung betrieben und je ein Essay zur Zitronenjette und zu den Synergieeffekten der Hamburger Verbraucherinnenmesse verfasst.

Ausgewählte Beiträge des FrauenStadtarchiv Hamburg im DDF:

 

Stand: 10. Oktober 2022
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