WIMUGG! – Women in Music: Gehört – gesehen!
In den Beständen des Archivs Frau und Musik (AFM) befinden sich dutzende Ordner mit Konzertflyern, Plakaten, Korrespondenzen und Konzertprogrammen. Programme Komponistinnen A-Z 1947–1980 steht auf einem der Ordner, in dem Mitglieder des Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik (IAK) seit über 40 Jahren Materialen sammeln, um das Wirken von Frauen im Konzertwesen zu dokumentieren. Darunter finden sich nicht nur Nachweise von Uraufführungen von Komponistinnen. Vielmehr lassen sich ganze musikalische Biografien einzelner Frauen nachverfolgen: „Ich habe das Gefühl, dass ich alleine durch das Katalogisieren der Programme und Materialien viele der Komponistinnen besser kennenlerne und ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zu ihnen entwickle“, berichtet Bettina Weber über ihre Arbeit mit diesen einzigartigen Materialien.
Mary Ellen Kitchens, Vorstandsfrau des IAK Frau und Musik e. V. und selbst Dirigentin und Chorleiterin, ist durch ihr Tätigkeitsprofil stark mit den Themen Konzertgestaltung und -dokumentation verbunden. Ihre Beschäftigung mit der Konzertpraxis führte zu der Projektidee, die gemeinsam mit dem Archivteam weiter ausgearbeitet wurde. Bereits vor einiger Zeit ist sie auf die Datenbank musiconn.performance der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden aufmerksam geworden. Dort werden Konzertereignisse dokumentiert und für die Wissenschaft sowie zur allgemeinen Recherche aufbereitet. Nachdem bereits vor zwei Jahren erste Kontakte zu den Kolleginnen aus Dresden hergestellt wurden, konnten die Gespräche über eine Kooperation im letzten Jahr intensiviert werden.
Dank der diesjährigen DDF-Förderung lässt sich die Kooperation zwischen AFM und SLUB, in deren Rahmen das Archiv eine erste Sammlung mit dem Schwerpunkt Komponistinnen im Konzert anlegen wird, in diesem Jahr fest etablieren. Dadurch wird die Sichtbarkeit von Frauen im Konzertwesen nachhaltig erhöht. Der Hauptfokus des Projekts WIMUGG! – Women in Music: Gehört – gesehen!, kurz WIMUGG, liegt auf den historischen, den analogen Beständen des Archivs. Gleichzeitig beobachtet das AFM seit Jahren, dass weniger Veranstaltungen auf dem traditionellen Wege, zum Beispiel anhand von Flyern, beworben und dokumentiert werden. Vielmehr geschieht das, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie befeuert, immer öfter rein digital. Um dieser Entwicklung gewachsen zu sein und einen wichtigen Sammelschwerpunkt weiter zu bespielen, beschäftigt sich das AFM seit einigen Jahren mit dem Thema Webarchivierung. Dazu wurden in den vergangenen Jahren Workshops und Vorträge besucht und der Austausch mit ExpertInnen und KollegInnen intensiviert. In diesem Jahr soll eine Webseitenkollektion mit dem Schwerpunkt Frau und Musik erstellt werden. Die Auswahl der Seiten sowie die Rechteklärung sind ein Teilprojekt in diesem Jahr. Auf der technischen Seite wird es eine Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) München geben.
1979 entstand das AFM in Frankfurt am Main. Es ist mit rund 26.000 Medieneinheiten das umfangreichste internationale Archiv für Werke von Komponistinnen und andere Zeugnisse des kulturellen Handelns von Frauen in der Musik. Zu seinem Bestand zählen neben Noten, Publikationen und Handschriften auch Archivalien und Instrumente. Die Gründung des AFM geht zurück auf den 1977 gegründeten Arbeitskreis Frau und Musik (IAK).
Das DDF-Projekt vom AFM ist am 1. Januar 2022 gestartet und hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Materialien werden gesichtet, um eine Auswahl zur Digitalisierung und als Grundlage für die geplanten DDF-Essays zu treffen. Hierbei hebt das AFM immer wieder Schätze, die in einer monatlichen Rubrik unter dem Hashtag #FundstückDesMonats auf seinen Social-Media-Kanälen präsentiert werden. Neben den Digitalisaten, die nach erfolgreicher Rechteklärung über die META-Datenbank veröffentlicht werden, der Konzertereignissammlung auf musiconn.performance und der Webseitenkollektion in der Datenbank der BSB München, werden vier Essays unterschiedliche Themen beleuchten. Einer der Essays soll mit kurzen Video-Interviews von Komponistinnen, welche über ihre Erfahrungen im Konzertwesen berichten, angereichert werden.
Ausgewählte Beiträge des AFM im DDF: