Von Tackernadeln, Tischdecken und Teekannen

verfasst von
  • Mareike Hollmann
veröffentlicht 10. November 2021

Die Unterlagen der EFHiD wurden 2014 als Schenkung der Evangelischen Frauen in Deutschland dem Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF) übergeben. Der Bestand umfasst eine Laufzeit von 1912 bis 2016 und hat nach der Bearbeitung einen Umfang von 45 Regalmetern. Er beinhaltet neben den Akten der EFHiD aus den Geschäftsstellen in Potsdam und Münster bzw. Düsseldorf auch Aktenmaterial der Vorgängerorganisationen Reichsfrauenhilfe und Frauenhilfe des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Damit steht neben dem Bestand des Deutschen Evangelischen Frauenbundes ein weiterer Bestand der konfessionellen Frauenbewegen zur Nutzung und Forschung im AddF bereit.

Konservatorische Bearbeitung des Materials

Vor der Erschließung war die archivtechnische Bearbeitung der Archivalien nötig. Die Unterlagen wurden entmetallisiert, gereinigt, geglättet und je nach Umfang und Beschaffenheit entweder zwischen säurefreie Pappen auf Schlauchbindungen gezogen oder in Mappen umgebettet. Dabei ist immer wieder erstaunlich, wie viele Büroklammern und Tackernadeln im Laufe einer Woche zusammenkommen. Wir wollten es genauer wissen und haben sie gewogen: 300g zeigte die Waage, das entspricht ca. 900 Büroklammern oder 6.000 Tackernadeln.

Zwischen all dem Papier fanden sich auch Dinge, die den Akten entnommen wurden. Dazu gehörten digitale Datenträger wie Disketten, CD-ROMs oder Fotos, die konservatorisch behandelt und gesondert verzeichnet wurden. Zeitschriften und Monografien wurden in den Bibliotheksbestand des AddF aufgenommen. In manchen Fällen war aus Formatgründen die Entnahme einzelner Materialien aus den Ordnern nötig: Die Arbeitsergebnisse der Jahreshauptversammlung 2006 beispielsweise wurden von den Teilnehmerinnen auf einer großen Papiertischdecke festgehalten – neben kreativen Kritzeleien und humorvollen Anekdoten aus der Geschichte der Frauenhilfe (AddF, NL-K-34 ; 401). Leider ist diese Tischdecke nicht mehr im Ganzen erhalten, sondern wurde in Teilstücke zerschnitten übergeben.

Auch Objekte wie zahlreiche Frauenhilfe-Anstecker, eine Teekanne mit dazu passender Zuckerdose aus der früheren Potsdamer Geschäftsstelle, Schlüsseltaschen, Einkaufschips, EFHiD-Schilder und sogar ein Weihnachtsquiz fanden sich im Bestand, wurden sicher verpackt und erschlossen.

Bestandserschließung und Digitalisierung

Die Erschließung des Bestandes erfolgte in der Datenbank des AddF. Jede physische Akteneinheit erhielt eine Signatur und einen Titel, der Inhalt wurde in einem ausführlichen Enthält-Vermerk abgebildet, die Laufzeit der Akte bestimmt und ihr Umfang gemessen. Zudem wurden Unterlagen mit personenschutzbezogenen Daten entsprechend der gültigen Schutzfristen gesperrt. Je nach Entstehungsort und -bereich wurden die Datensätze einem entsprechenden Klassifikationspunkt zugeordnet.

Das Bild zeigt Material aus dem EFHiD-Bestand sowie einen digitalen Datensatz.
AddF
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Ein detaillierter Datensatz liefert Nutzer*innen umfangreiche Informationen über die Akte.

Besonderen Wert bei der Erschließung seiner Bestände legt das AddF auf eine intensive Verschlagwortung der Datensätze. Durch das Verknüpfen von Personen- und Körperschaftenthesauri wird Nutzer*innen die Recherche zu bestimmten Themen, Akteurinnen oder Frauenorganisationen vereinfacht. Zudem konnte so die Vernetzung der EFHiD im Kosmos der nationalen wie internationalen Frauenverbände und -organisationen sichtbar gemacht werden.

20 ausgewählte Akten aus der Zeit vor 1945, die unter anderem Einblicke in die Positionen konfessioneller Frauenverbände im Kontext des Kirchenkampfes und das Alltagsgeschäft des Frankfurter Stadtverbandes bieten, sowie einzelne Fotos und Dokumente wurden digitalisiert. Die Digitalisate und Datensätze sind im META-Katalog des i.d.a.-Dachverbands recherchier- und einsehbar. Darüber hinaus steht ein Findbuch des erschlossenen Bestands als PDF auf den Seiten des AddF zum Download bereit. Parallel zur Erschließung entstanden zudem verschiedene Blogartikel und Essays rund um die Geschichte und das Wirken der EFHiD, die im DDF nachzulesen sind.

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte 2020/21 im Rahmen einer Projektförderung des DDF.

Stand: 10. November 2021
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