Ingeborg Geißler – ein Leben für Kunst & Pazifismus
Die Dresdner Künstlerin Ingeborg Geißler, geboren 1941, gibt schon zu Lebzeiten ihren Vorlass in das Frauen*stadtarchiv Dresden (F*SA). Die Materialien kommen so Stück für Stück in das Archiv – eben immer dann, wenn ihre Wohnung wieder Platz für neue Kunstwerke braucht. Nach ihrem Tod 2020 kommen schließlich weitere Objekte als Nachlass hinzu. Es scheint ihr wichtig zu sein, ihr Werk an einem für die Nachwelt sicheren Ort zu wissen. Teile des Nachlasses sind außerdem an das Museum für Sächsische Volkskunst und an das Kunstgewerbemuseum Dresden übergegangen. Zwischen den Einrichtungen bestehen diesbezüglich Austausch und Kooperation.
Christliche Friedensbewegung
Zu DDR-Zeiten studiert Geißler an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm, Mecklenburg-Vorpommern. Nach dem Studium ist sie als Grafikdesignerin im Bereich Plakat und Verpackung tätig. Sie entwirft Unmengen an Plakaten und Postkarten – oft mit christlichen Friedensbotschaften, auch in unterschiedlichen Epochen ihres Schaffens. Gerade der umfangreiche Einbezug christlicher Motive im Schaffen Geißlers zu DDR-Zeiten ist bemerkenswert. So gestaltet sie filigrane Ostereier oder auch eine weihnachtliche Krippe.
Verbunden und auch politisch aktiv ist sie in der christlichen Friedensbewegung der DDR. Für diese gestaltet sie in den 1980er-Jahren das bis heute bekannte Symbol ,Schwerter zu Pflugscharen‘. Sie wird Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und gestaltet selbst auch Alltagsutensilien wie weihnachtliche Laternen, Adventskalender, Kartons für Christstollen oder auch Strickpullover und vieles mehr. Besonderes Interesse schenkt sie der Fotografie und erstellt thematische Fotoalben – ihre Jahrestagebücher.
Aufbereitung des Nachlasses
Ihr umfangreicher Nachlass wird von Ingeborg Geißler selbst sehr detailliert vorbereitet, mit Beschriftungen und Sortierungen. Durch einen Unfalltod verliert sie recht früh ihre Mutter – eine Erfahrung, die es ihr vermutlich wichtig werden lässt, ihr eigenes Schaffen noch zu Lebzeiten selbst kontextualisiert weiterzugeben. Und nicht zuletzt als kinderlose Person ist es ihr ein Anliegen, dass ihr Werk für die Nachwelt erhalten bleibt. So erhält das F*SA vorsortierte Materialien von Geißler, um sie für die Nachwelt aufzubereiten und zugänglich zu machen.
Das F*SA versteht sich als wissenschaftliche Forschungsstelle zur Dresdner sowie sächsischen Frauen*geschichte seit dem 19. Jahrhundert. Entsprechend setzt sich der Sammlungsschwerpunkt aus feministischen Forschungsprojekten sowie Nachlässen von verschiedensten Frauen* zusammen. Der vorhergehende Verein zur Erforschung der Dresdner Frauengeschichte e.V. gründet sich am 24. Oktober 1995.
Das DDF-Projekt vom F*SA ist am 1. Januar 2023 gestartet und hat eine Laufzeit von 12 Monaten. In diesem Rahmen werden die Materialien von Ingeborg Geißler online verfügbar gemacht. Es werden Rechte geklärt, Dokumente digitalisiert und erfasst. Umgesetzt wurde zudem eine dialogische Abschlusspräsentation mit Ergebnissen und Materialien aus dem Projekt in Kooperation mit dem Museum für Sächsische Volkskunst. Außerdem entsteht ein Akteurinnenessay über das Lebenswerk von Geißler, der die Künstlerin der ehemaligen DDR- und Nachwendezeit porträtiert.
Ausgewählte Beiträge aus dem F*SA im DDF: