Frauenbewegt im Leipziger Umbruch – das Erbe der Transformation

verfasst von
  • Laura Peter
  • Kathrin Will
veröffentlicht 27. Oktober 2023

In den 1990er-Jahren sind akademisch gebildete Frauen in den sogenannten neuen Bundesländern in einer besonderen Situation: Nach der häufigen Vollbeschäftigung in der DDR, mit umfangreicher Ausbildung und hinreichendem Auskommen sehen sich viele Frauen mit Arbeitslosigkeit, vorzeitigem Ruhestand oder Umschulungen konfrontiert.

Auch die Rechtslage ändert sich für Frauen frappierend und oft nicht zum Besseren, so zum Beispiel in Bezug auf das Abtreibungsrecht. Gleichzeitig eröffnet sich ein Horizont neuer Möglichkeiten, sich ohne Repressionsdruck oder staatliche Vorgaben den eigenen Interessen widmen zu können. Auch deshalb wird dieser historische Zeitabschnitt Transformationszeit genannt.

Collage Oral Herstory Projekt „(Ost)Frauen nach der Wende“
Foto: Laura Peter
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Collage Oral Herstory Projekt „(Ost-)Frauen nach der Wende“

Persönlicher Aufbruch und gesellschaftliches Engagement

Auch die Personen, die die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. (LOPG) bilden würden, und ihr Umfeld sind unmittelbar von diesen Veränderungen betroffen. Es scheint bemerkenswert, dass vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund Frauen beginnen, sich ehrenamtlich zu engagieren sowie Kraft und Zeit in die Frauengeschichte zu investieren, oder genauer: sehr viel dafür tun, dass Frauen der historischen Vergessenheit entrissen werden. Wie kam es also zu dieser Zeit zu einem solchen Engagement für die Frauenbewegungsgeschichte? Um dies zu ergründen, führen Laura Peter und Kathrin Will vom Louise-Otto-Peters-Archiv (LOPA) im aktuellen DDF-Projekt Gespräche mit Zeitzeug*innen.

Aus den insgesamt elf Interviews entsteht im Laufe des Jahres 2023 ein Essay-Beitrag für das DDF. Dieser beschäftigt sich mit den Akteur*innen und ihren Beweggründen: Wie und wo engagieren sich diese Frauen nach der sogenannten Wende, erfinden sich neu und schaffen Verbindungen zu anderen Aktiven in Leipzig und darüber hinaus, zum Beispiel in die alten Bundesländer?

Wirken von Louise-Otto-Peters-Gesellschaft und -Archiv

Im Nachlass der Vereinsinitiatorin Johanna Ludwig, der 2022 in einem DDF-Projekt erschlossen werden konnte, befinden sich etliche Fotos aus der Anfangszeit der LOPG. Sie spiegeln die zahlreichen Aktivitäten der Mitglieder wieder, um die Bekanntheit von Louise Otto-Peters und ihrer Mitstreiterinnen zu fördern. So werden Tagungen wie die Louise-Otto-Peters-Tage gestaltet, sich für den Erhalt historischer Gebäude wie dem Henriette-Goldschmidt-Haus eingesetzt oder Vernetzungstreffen in und um Leipzig organisiert. Ein Teil der Bilder kann im Rahmen des diesjährigen Projektes digitalisiert und somit für die Nachwelt erhalten werden. Die Gespräche mit den Zeitzeug*innen werden als Tondokumente aufgezeichnet und anschließend transkribiert. 

Die LOPG wird 1993 in Leipzig gegründet – mit dem Ziel, Leben und Werk der demokratischen Schriftstellerin, Journalistin und Frauenpolitikerin Louise Otto-Peters (1819–1895) weiter zu erforschen, bekanntzumachen und zu würdigen. Um der Namenspatronin einen physischen Erinnerungsraum an ihrem Hauptwirkungsort Leipzig zu schaffen, wird 1997 das LOPA gegründet – eine zentrale Dokumentations- und Sammelstelle für sämtliche Bücher und Schriften, Artikel, Gedichte, Erinnerungen und sonstige Notate von Louise Otto-Peters sowie von ihren Mitstreitenden und über sie. 

Das DDF-Projekt des LOPA ist am 1. Januar 2023 gestartet und hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Es werden Materialien erfasst, digitalisiert und Rechte geklärt. Außerdem finden Interviews mit anschließendem Transkribieren statt. Zusätzlich entstehen Essays über die Transformationszeit und die dreißigjährige Geschichte der LOP – für noch mehr Frauenbewegungsgeschichte im DDF.

Ausgewählte Beiträge vom LOPA im DDF:

Weiterführende Informationen:

Stand: 27. Oktober 2023
Lizenz (Text)

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