„Politisch auf einer Wellenlänge“
Wie bist du auf das DDF aufmerksam geworden?
Bei der Stellensuche auf Gesines Jobtipps. Zwar hatte ich hier erst eine andere Ausschreibung des DDF gefunden, aber die Einrichtung klang so spannend, dass ich mir die DDF-Website angeschaut und dort die Ausschreibung für meine heutige Stelle gefunden habe. Für mich war es wichtig, in einer Einrichtung zu arbeiten, hinter der ich auch inhaltlich stehe. So einen Arbeitsort zu finden, finde ich gar nicht so einfach.
Wie hast du deine ersten Monate im DDF erlebt?
Ich bin nun seit Juni 2023 im DDF. Viele Bewerbungsgespräche fanden in den letzten Jahren ja digital statt, da bin ich froh, dass ich zumindest vor Ort sein und die Menschen tatsächlich kennenlernen konnte. Und in der Arbeit hat sich mein Eindruck vom Bewerbungsgespräch bestätigt: Ich fand von Anfang an, dass sich alle auf Augenhöhe begegnet sind. Dies liegt mit Sicherheit an den Strukturen und der Größe, die mit etwas mehr als zehn Mitarbeitenden ja noch sehr angenehm ist. Da lernst du dich schnell kennen, auch wenn einige verstärkt digital dabei sind. Und ich habe das Gefühl, auch politisch auf einer Wellenlänge zu sein. Das ist mir schon wichtig, gerade wenn es um ein Arbeitsumfeld geht, das selbst inhaltlich und politisch ist.
Wie würdest du deinen Werdegang beschreiben?
Ich habe Französisch, Literaturwissenschaft und auch Kunstgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt Oder studiert und dann im M.A. Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Potsdam. Im Anschluss an mein Studium habe ich mich viel damit beschäftigt, in welche Richtung ich mich beruflich bewegen möchte. Ein wichtiger Schritt war für mich hier meine Stelle im Gleichstellungsbüro der Viadrina als Assistenz der Gleichstellungsbeauftragten. Dort habe ich einen guten Einblick in die universitäre Gleichstellungsarbeit erhalten. Die Arbeit war durch die unterschiedlichen Perspektiven von Studierenden und Mitarbeitenden sehr vielfältig – und hatte auch einen recht großen Impact: Wenn es Richtlinien gibt, wie zum Beispiel zur gendergerechten Sprache, betrifft dies die gesamte Uni und begleitet die Studierenden in ihrer Ausbildung. Unter anderem habe ich ein Broschürenprojekt zu den Dimensionen, Intersektionen und Auswirkungen von Diskriminierung betreut. Über die Diskriminierungserfahrungen hinaus zeigte die Publikation, wie strukturelle Diskriminierung funktioniert, wo sie stattfinden kann und auch tatsächlich stattfindet. Dies wird gerade auch dann spannend, wenn diese weniger offensichtlich auftritt. Dies gut zu erklären und eine Handreichung zu schaffen, die für alle Studierenden nützlich und hoffentlich aufschlussreich ist, fand ich toll.
Welche Bezüge hast du als Literaturwissenschaftlerin zu feministischer Bewegungsgeschichte – und welche Literatur hat dich selbst besonders bewegt?
Meine ersten Berührungen mit feministischer Theorie und Geschichte kamen im Studium. Zuerst war es ein persönliches Interesse und ich habe begonnen, zu diesen Themen zu lesen. Tatsächlich richtig angefangen hat es, als ich während meines Bachelorstudiums in Frankreich war und King Kong Theory von Virginie Despentes gelesen habe. Das war eine spannende Mischung, nicht so sehr theoretisch, in populärer Sprache und auf Französisch – eine sehr persönliche Geschichte. Despentes schreibt darin viel über ihre eigenen Erfahrungen und die Verknüpfungen dieser mit größeren Strukturen. Das hat mich daran sehr begeistert. Eine Zeit lang hat sie als Sexarbeiterin gearbeitet, sie spricht offen über ihre Erfahrungen von Übergriffen und auch allem anderen, was in ihrem Leben passiert ist. Klasse spielt hier eine große Rolle. Das war das erste Mal, dass es mir beim Lesen wie Schuppen von den Augen gefallen ist. Im M.A.-Studium legte ich meinen Fokus dann auch auf feministische Theorie in der Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte.
Was sind deine Aufgaben und wie sieht deine Arbeit im DDF aus?
Es ist eine spannende, eher zweigeteilte Stelle. Dabei geht es jedoch vor allem um die DDF-Projektförderungen. Hier bin ich in die Betreuung der Projekte auf Finanz- und administrativer Ebene eingebunden. Dies bedeutet konkret die Antragsbearbeitung, sobald diese eingereicht werden. Und auf einer weiteren Ebene umfasst es die Kommunikation zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen im DDF und den beantragenden i.d.a.-Einrichtungen. Ich muss den Überblick darüber haben, was wo passiert, und kann hoffentlich dazu beitragen, dass die Abläufe und Kommunikation im Antrags- und Förderungsprozess immer besser funktionieren. Als Assistenz der Geschäftsstelle fallen zudem auch Aufgaben der allgemeinen Büroorganisation in meinen Bereich.
Was motiviert dich in deiner Tätigkeit?
Ich finde diesen Bereich von der Projektbetreuung her wie auch der Kommunikation darüber spannend. Es ist schon eine Herausforderung, neu hereinzukommen und die Strukturen und Kommunikationswege erst kennenzulernen. Aber in dieser Position gibt es auch stets potenzielle Stellschrauben in Richtung Organisationsentwicklung. Und hier möchte ich gern dazu beitragen, Strukturen und Prozesse weiter zu optimieren, damit die Kommunikation mit und für die Projekte gut ablaufen kann.
Welche Herausforderungen stehen dir nun bevor?
Vor Menschen zu sprechen und etwas zu moderieren, ist tatsächlich etwas, wovor ich vorher ein bisschen Respekt hatte – gerade als ich verstanden habe, dass auch das Teil meiner Tätigkeit sein würde. Als ich zum ersten Mal die Projektefondsrunde – ein größeres Meeting zur Besprechung innerhalb des DDF zum Ablauf der Projektförderungen – selbst moderiert habe, war dies dann auch ein schöner Moment. Es hat gut funktioniert und wird nur noch besser funktionieren. Darüber habe ich mich gefreut und war auch stolz auf mich. Bis Ende des Jahres betreue ich noch die laufenden diesjährigen Projekte. Und dann geht es schon an die Vorbereitung der Projektförderungen für 2024, die jetzt gerade beginnen und dann nächsten Jahr stattfinden. Dies wird dann größtenteils von mir verantwortet. Ich freue mich, mehr Verantwortung zu übernehmen, dabei auch alles immer besser zu verstehen und nicht zuletzt darauf, die geförderten Projekte der i.d.a.-Einrichtungen in ihrer Umsetzung zu begleiten.
Marie Weigert ist als Assistenz der DDF-Geschäftsführung tätig und unterstützt die administrative Betreuung des DDF-Projektefonds. Sie hat Vergleichende Literatur- und Kunstwissenschaft in Berlin und Potsdam studiert und war u.a. an der Europa-Universität Viadrina für die Abteilung Chancengleichheit tätig. Ihr besonderes Interesse gilt den Wechselwirkungen von Wissen(-schaft), Macht und den Künsten – und damit auch der vielfältigen Sichtbarmachung marginalisierter Geschichte und Biografien.