„Eine gute Art, mich einzusetzen“

veröffentlicht 04. August 2021

Wie bist du auf das DDF aufmerksam geworden?

Ich kannte das DDF tatsächlich vorher noch nicht, bis mir die Stellenausschreibung weitergeleitet wurde. Als ich mir dann angesehen habe, was das DDF genau macht, war ich sofort begeistert. Das Bewerbungsgespräch stand dann noch sehr unter dem Eindruck von Corona und ich war froh, dass wir uns dank Testung dennoch persönlich sprechen konnten. Und obwohl mir vier Personen gegenübersaßen, fühlte ich mich sofort wohl.

Tiziana Calandrino
privat
Tiziana Calandrino, DDF-Mitarbeiterin für Finanzen und Personal

Wie hast du deine ersten drei Monate im Team erlebt?

Trotz Corona und vor allem Homeoffice habe ich den Eindruck, alle schon relativ gut kennengelernt zu haben. Ich finde, es ist eine total nette Teamatmosphäre und ein sehr wertschätzender Umgang untereinander. In Meetings gibt es eine angenehme Gesprächskultur und zum Beispiel auch eine selbstorganisierte Moderation, das schätze ich sehr. Wirklich toll finde ich, dass ich auch über einen längeren Zeitraum eingearbeitet werde. Das hilft ungemein. Und ich habe den Eindruck, dass es hier auch eine sehr positive Fehlerkultur gibt, also Verständnis dafür, sollte doch mal ein Fehler passieren.

Du hast Europäische Ethnologie und Betriebswirtschaftslehre studiert. Was hat dich an dieser Verbindung gereizt?   

Ich habe mich immer schon für gesellschaftspolitische Themen interessiert, auch in der Schule. Aber ich bin die Erste in meiner Familie gewesen, die überhaupt studiert hat. Und für mich war dabei klar, dass ich etwas Sozialwissenschaftliches studieren wollte. Als ‚solides Standbein‘ kam dann Betriebswirtschaftslehre hinzu. Diese Mischung finde ich heute auch aus einer wissenschaftstheoretischen Perspektive interessant: Beides in seiner Parallelität zu erleben, hat mir gezeigt, wie unterschiedlich die Wissensproduktion in den Fachdisziplinen ist. In meinem Hauptfach Europäische Ethnologie wurde einfach alles einmal dekonstruiert und hinterfragt. Gleichzeitig habe ich in meinem Nebenfach BWL nur auswendig lernen müssen. Gerade die Wirtschaftswissenschaften sind bis heute von marktwirtschaftlichen Grundannahmen geprägt, die meiner Ansicht leider hauptsächlich an den Universitäten gelehrt werden. Für mich bleibt daher die wichtige Frage, welches Wissen dominiert und weitergegeben wird.

Was waren für dich wichtige berufliche Stationen vor dem DDF?

Ich habe meinen M.A. in Europäischer Ethnologie mit dem Schwerpunkt auf kritische Migrationsforschung abgeschlossen. Zu der Zeit war ich in einer migrationspolitischen NGO aktiv und habe mich mit dem Grenz- und Migrationsregime auseinandergesetzt und über den Schlepperdiskurs, also die Kriminalisierung von Fluchthilfe, geschrieben. In meinem ersten Job habe ich in dieser NGO auch ein Projekt gestaltet. In meiner letzten Tätigkeit im Bundesverband Soziokultur war ich auch mit der Projektkoordinierung und -administration betraut und habe gemerkt, wie sehr mir dieser administrative Teil liegt in Projekten, die mir wichtig sind, gerade Fragen der Mittelverwendung und der Umgang mit dem Vergabe- und Zuwendungsrecht. Auch in meinem privaten Engagement macht mir genau das Spaß, um meine politischen Ideale konkret umzusetzen: Für verschiedene politische Projekte beantrage ich auch immer wieder Mittel und verwaltet diese. Das ist für mich eine gute Art, mich einzusetzen für Dinge, die mir wichtig sind. 

Welche Rolle spielen feministische Fragen und Frauenbewegungsgeschichte für dich?

Ich habe mich mit feministischen Themen immer als Querschnittsthema auseinandergesetzt. Das ist einfach Teil meines Lebens und meiner Identität und war mir schon immer sehr wichtig. Schon in der Schule habe ich mich mit Fragen von Frauen*perspektiven beschäftigt und zum Beispiel eine Arbeit zu weiblicher Wohnungslosigkeit verfasst. Auch im Studium bin ich mit Queer-Theorie, feministischen Theorien und Frauenbewegungsgeschichte in Berührung gekommen. Ich würde sagen, gerade durch mein M.A.-Studium bin ich vor allem sehr intersektional geprägt und suche die Intersektionen auch.

Und du engagierst dich in verschiedenen Projekten. Wofür brennst du?

Für das Kochen. Ich habe ein Küchenprojekt auf dem Dragoner Areal in Berlin, das ist eines von zwei Modellprojekten in der Stadt, welches aktuell mit einem großen partizipativen Anteil der Zivilgesellschaft entwickelt wird. Hier sollen 500 WBS-Wohnungen entstehen und wir versuchen, das zivilgesellschaftliche Engagement kulinarisch zu begleiten. Für mich geht es darum, Begegnung herzustellen, also einen Ort zu schaffen, an dem Menschen in Berührung kommen. Gemeinsam zu essen und kochen, ist ein gutes Format, mit dem das unkompliziert gehen kann. Dann bin ich noch sehr der migrationspolitischen NGO borderline-europe verbunden und im AntiRa-Bereich aktiv. Eine Wohngruppeninitiative habe ich auch und wir engagieren uns mittlerweile ebenso stadtpolitisch für gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung. 

Im DDF kümmerst du dich um die Finanzen. Was bedeutet das konkret?  

Als DDF erhalten wir eine institutionelle Förderung vom Bund und haben eine besondere Rolle darin, da wir einen Projektefonds betreuen. Wir sind also Erstzuwendungsempfängerin und leiten Mittel an die Projekte der Mitgliedseinrichtungen des i.d.a.-Dachverbands weiter. Ich betreue diesen Projektefonds, also die administrative und finanzielle Abwicklung der Kleinprojekte. Das sind zwischen acht und zehn Projekte in einem Jahr. Zudem bin ich auch für den Finanz-Overhead, also die Finanzen und das Personal der Geschäftsstelle, zuständig. Mittelabrufe, Finanzcontrolling, Rechnungseingang, Mittelweiterleitung und das routinierte Aufs-Konto-Gucken gehören damit zu meinem Arbeitsalltag. 

Was macht dir besonders Spaß an der Arbeit?

Ich schaffe gern Strukturen und brauche eine gewisse Grundordnung – das ergänzt sich sehr gut mit meinen Aufgaben im DDF. Und mir gefällt der Kontakt zu den Projekten total gut, gemeinsam klären wir Fragen und finden Lösungen, um relevante Vorhaben gut zu realisieren. Es ist auch eine sehr strategische Arbeit, gerade wenn es darum geht, Mittel zu beantragen. Für mich ist das eine wertvolle Arbeit, Mittel sinnvoll einzusetzen und darüber Frauenbewegungsgeschichte sichtbar zu machen.

Stand: 04. August 2021

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