Am 11. Mai in die feministischen Archive
„Ich schreibe mich ins Nichts / es wird mich ewig aufbewahren“, hielt die Lyrikerin Rose Ausländer (1901–1988) in einem ihrer Gedichte fest. An ihrem Geburtstag, dem 11. Mai, wird auch in diesem Jahr wieder der Tag der Frauenarchive begangen und rückt das Aufbewahren von Zeitdokumenten, das Erinnern an feministische Bewegungsgeschichte ins Zentrum – ganz im Sinne Rose Ausländers.
Feministische Archive riefen den Tag Ende der 1980er Jahre ins Leben, später wurde er von i.d.a., dem Dachverband der deutschsprachigen Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen, institutionalisiert. Bis heute gibt er Anlass, die Arbeit und Bedeutung feministischer Erinnerungseinrichtungen, wie sie sich im i.d.a.-Dachverband oder dem österreichischen Schwesternverband frida seit nunmehr 30 Jahren organisieren, zu würdigen: Sie sind das Gedächtnis feministischer Bewegungen.
Geschichte selbst bewahren
Zu oft wird die historische Leistung von Frauen* von der noch immer männlich dominierten Geschichtsschreibung unterschätzt, wenn nicht sogar aktiv ausgeblendet. Das Sammeln, Bewahren und Informieren zu feministischer Bewegungsgeschichte ist damit auch eine wichtige politische Arbeit und selbst Teil der Bewegung. Für gegenwärtige Bewegungen bleibt die Suche nach Vorbildern, Vordenker*- und -kämpfer*innen wichtig. Und erst die sorgfältige Pflege ihrer Geschichte macht sie für eine vielfältige Forschung, Wissenschaft, Medien- und Bildungsarbeit zugänglich.
Der Tag der Frauenarchive macht diese Aufgabe und Arbeit der Erinnerungseinrichtungen öffentlich und informiert über Inhalte und Materialen feministischer Bewegungen. Viele i.d.a.-Einrichtungen öffnen an diesem Tag online wie analog ihre Türen: Sie zeigen vielfältige Objekte, laden zum Kennenlernen der Einrichtungen und ihrer historischen wie aktuellen Akteur*innen ein und bieten ein breites Angebot vom Erstkontakt bis zum Fachaustausch.
2022 – digital und analog direkt in die Archive
So öffnet zum Beispiel belladonna in Bremen ab 16 Uhr das Archiv und lädt ein zu Führung, Musik und Austausch. Die Sängerin Stefanie Golisch zeigt das musikalische Bühnenstück Der lange Weg der Emanzipation.
Auch die Luise-Otto-Peters-Gesellschaft (LOPG) in Leipzig veranstaltet einen Tag der offenen Tür: Zwischen 11 und 17 Uhr werden ausgewählte Objekte vorgestellt und erstmals Einblick in den Nachlass von Johanna Ludwig, Initiatorin der LOPG, gegeben.
Das Frauenbildungszentrum DENKtRÄUME in Hamburg bietet um 19 Uhr unter dem Motto Raus aus dem Staub! ein Werkstattgespräch und einen ersten Blick in die virtuelle Ausstellung 40 plus eins Jahre 1. Hamburger Frauenwoche. An der Veranstaltung kann sowohl in Präsenz als auch online teilgenommen werden.
Zu 30 Jahren frida lädt der Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich analog und online zur Jubiläumsfeier nach Wien. Neben Workshops und Vorträgen zur geschlechtergerechten Sacherschließung wird die neue VÖB-Publikation vorgestellt.
Und auch das Digitale Deutsche Frauenarchiv lädt zum Kennenlernen der feministischen Erinnerungseinrichtungen ein: Um 13 Uhr startet der Live-Talk auf Instagram und führt dabei direkt in sieben ganz unterschiedliche feministische Archive. Seid gespannt und direkt live dabei! Der Talk wird live über den DDF-Instagram-Kanal gestreamt und ist hier im Anschluss auch nachträglich abzurufen.
Diese Auswahl von Angeboten zum Tag der Frauenarchive am 11. Mai 2022 wird fortwährend aktualisiert.