Über Clara Zetkin
„Dann Clara Zetkin mit ihrer ungeheuren Schaffenskraft und ihrer leicht hysterischen Begeisterung, aber ich habe sie sehr gern“, erinnert sich Friedrich Engels in einem Brief an Laura Lafargue, Marx’ Tochter, an Zetkins Auftritt beim Internationalen Arbeiterkongress in Zürich 1893.
1891 war die Sozialistin, Kommunistin, Feministin und Pazifistin nach dem Tod ihres russischen Lebensgefährten Ossip Zetkin mit ihren beiden acht- und neunjährigen Söhnen aus dem Pariser Exil nach Deutschland zurückgekehrt. In Stuttgart übernimmt sie 1892 die Herausgabe der sozialdemokratischen Frauenzeitung Die Gleichheit, für die sie bis 1917 verantwortlich ist.
Clara Zetkin: Münzen, Banknote und MedailleSie setzt sich für das Recht der Frauen auf Erwerbstätigkeit und für ihre gewerkschaftliche Organisierung ein. Denn mit Frauen, die „den Reichtum ihrer Gefühle in einem Fingerhut oder in einem Kochtopf“ gefangen halten, lässt sich keine Revolution machen. Sie kämpft für das Frauenwahlrecht und die Abschaffung des § 218. Auf ihre Initiative finden ab 1900 parallel zu den Parteitagen Frauenkonferenzen statt, und als dies 1910 von der sozialdemokratischen Führung unterbunden wird, erfindet sie den Internationalen Frauentag.
„Sie spricht wie eine Frau, der außerordentliche Umstände die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Mannes gegeben haben, wie eine geniale Frau ... Sie ist einfach die in hohem Grad vollendete Erscheinung der neuen Frau ... die Frau, die dem Mann gleich ist“, schrieb Louis Aragon, der sie 1912 in Basel beim Internationalen Sozialisten-Kongress erlebt. „Die Frau dem Mann gleich“? „Stell Dir vor, Clara hätte ihr Mandat schon und säße mit Rosa im Reichstag! Da würdet ihr erst was erleben ... lächerlich!“ schrieb Victor Adler 1910 höhnisch an Kautsky.
Als die SPD-Fraktion am 3. August 1914 die Kriegskredite bewilligt, tritt Clara Zetkin aus der Partei aus und gründet mit Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen 1917 die USPD. 1920 tritt sie der KPD bei und wird Mitglied des Reichstags.
„Im Geist“ von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die im Januar 1919 ermordet worden sind, will sie „unter den Massen und mit den Massen arbeiten und kämpfen.“ Aber die sektiererische Politik der KPD, die der SPD „Sozialfaschismus“ vorwarf, und die zunehmende Stalinisierung der Komintern machten eine Zusammenarbeit der beiden großen Arbeiterparteien unmöglich.
Geschwächt, fast blind appellierte die Alterspräsidentin am 30. August 1932 im überfüllten Reichstag, in dem die Naziabgeordneten in SA- und SS-Uniform dominierten, an „die Einheitsfront aller Werktätigen, um den Faschismus zurückzuwerfen“. Ihr Appell blieb ohne Echo.