Im Mai feministisches Erinnern feiern
„Ich schreibe mich ins Nichts / es wird mich ewig aufbewahren“, hielt die jüdische Lyrikerin Rose Ausländer (1901–1988) in einem ihrer mehr als 3.000 Gedichte fest. An ihrem Geburtstag, dem 11. Mai, wird auch in diesem Jahr wieder der Tag der Frauenarchive gefeiert und rückt das Aufbewahren von Zeitdokumenten, das Erinnern an feministische Bewegungsgeschichte ins Zentrum – ganz im Sinne Rose Ausländers.
Die eigene Geschichte bewahren
Feministische Archive riefen den Tag Ende der 1980er-Jahre ins Leben, später wurde er von i.d.a., dem 1994 gegründeten Dachverband der deutschsprachigen Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen, institutionalisiert. „Ein Ziel der Neuen Frauenbewegung war die Suche nach der eigenen Geschichte und Identität“, halten Maren Bock (belladonna, Bremen) und Margit Hauser (Stichwort, Wien) in einem DDF-Essay zur Geschichte des i.d.a.-Dachverbandes fest.
Bis heute gibt der Gedenktag Anlass, die Arbeit und Bedeutung feministischer Erinnerungseinrichtungen, wie sie sich im i.d.a.-Dachverband oder dem österreichischen Schwesternverband frida seit nunmehr über 30 Jahren organisieren, zu würdigen: Sie sind das Gedächtnis und bis heute Teil feministischer Bewegungen.
Und sie schlagen wichtige Brücken in das Jetzt. Nicht nur bleibt die Suche nach Vorbildern, Vordenker*- und -kämpfer*innen für gegenwärtige Bewegungen wichtig, auch ist die feministische Geschichte jeher zentraler Teil von Demokratiegeschichte. Dies zu bewahren und aufzubereiten, eröffnet vielfältige Zugänge auch für aktuelle Debatten sowie Forschung, Wissenschaft, Medien- und Bildungsarbeit.
Feministische Erinnerungsarbeit kennenlernen
Viele i.d.a.-Einrichtungen öffnen an und um den 11. Mai online wie analog ihre Türen: Sie zeigen vielfältige Objekte, laden zum Kennenlernen der Einrichtungen und ihrer historischen wie aktuellen Akteur*innen ein und bieten ein breites Angebot vom Erstkontakt bis zum Fachaustausch.
Verbunden mit dem Queer History Month öffnet DENKtRÄUME in Hamburg am 11. Mai beim einem Tag der offenen Tür seine Sammlung, insbesondere zur lesbischen Geschichte. Ihr werdet die Möglichkeit haben, selbst in Lesbenzeitschriften aus dem Archiv zu stöbern – darunter Klassikerinnen wie die IHRSINN, UKZ oder Lesbenfront. Auch auf dem Bücherflohmarkt gibt es viele unentdeckte Schätze zu erkunden.
Die FrauenGenderBibliothek Saar verbindet den Tag der Frauenarchive mit dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Trans-, A*-Feindlichkeit (IDAHOBITA, 17. Mai) und lädt am 11. und 12. Mai zum Comic-Wochenend-Workshop „Com(ic)unity“ mit anschließender Ausstellung ein.
Das Louise-Otto-Peters-Archiv in Leipzig veranstaltet in diesem Jahr auch einen Tag der offenen Tür: Lernt das Archiv und das Team am 16. Mai kennen, hier sind die Türen von 11 bis 17:30 Uhr für alle Interessierten geöffnet.
Der Tag der offenen Tür fällt bei belladonna Bremen in diesem Jahr auf den 30. Mai – hier erwartet euch ein spannendes Programm: Was ist das Besondere an belladonna? Und warum ist das belladonna Archiv eines der größten Frauenarchive Deutschlands? Welche Bedeutung hat belladonna für Bremen? Das und mehr können Besucher*innen in lockerer Atmosphäre erfahren.
Dies ist nur eine Auswahl von i.d.a.-Angeboten zum Tag der Frauenarchive 2024. Weitere Events und Aktionen finden sich über die Onlinepräsenzen der lokalen Archive. Finde eine i.d.a.-Einrichtung in deiner Nähe!