Freiräume. Feministisch-ökologische Mobilitäts- und Stadtplanung
Das menschen- und geschlechtergerechte Planen von Verkehr, Wohnen und Bauen mit innovativen Konzepten auch zur Schonung von Ressourcen sowie zur alternativen Energiegewinnung ist heute aufgrund des Klimawandels in aller Munde. Naturwissenschaftlerinnen und Technikerinnen aus der autonomen Frauenbewegung in der BRD gehören zu den Pionierinnen dieser Ideen. Bei der Planung von Räumen für Frauen diskutieren sie bereits Ende der 1970er-Jahre über ökologische Bebauung, Mobilität und Energiegewinnung. Ihr Beitrag zu ökologischer, nachhaltiger Technik ist bisher wenig erforscht.
Der FrauenMediaTurm (FMT) erschließt und digitalisiert deshalb in seinem diesjährigen DDF-Projekt Materialien, die diese Ideen ab den 1970er- bis in die frühen 2000er-Jahre hinein beleuchten. Neben Zeitschriften, Tagungsdokumentationen und grauen Materialien wie Flyern, Broschüren und Plakaten stehen die Vorlässe zweier Pionierinnen im Mittelpunkt des Projektes.
Christiane Erlemann, Mitgründerin des Aachener Frauenzentrums und des Netzwerks Frauen in Naturwissenschaft und Technik, hat dem FMT bereits vor einigen Jahren die Unterlagen des Aachener Frauenzentrums überlassen und sich für ein Zeitzeuginneninterview zur Verfügung gestellt. Dieses Jahr hat der FMT weitere wertvolle Materialien zur Sicherung und Digitalisierung von ihr erhalten, unter anderem aus der Anfangszeit der feministischen Ökologiebewegung.
Neben diesen Unterlagen konnte der FMT zudem den Vorlass der Stadtplanerin Meike Spitzner sichern. Sie gehört zu den Pionierinnen der politischen wie praktischen Umsetzung feministisch-ökologiescher Konzepte in der Stadtplanung, vor allem zum Thema Mobilität. Dazu forscht sie seit den 1990er-Jahren am Wuppertaler Institut für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik und vernetzt Akteurinnen aus Wissenschaft, Politik und Planungsberufen miteinander, regional, national und international. So ist sie unter anderem bei der Feministischen Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA e.V.) aktiv. In den über 60 Regalmetern ihres Vorlasses sind die Mitarbeiterinnen des FMT bei der Sichtung deshalb auch auf Dokumente und Redaktionsprotokolle der von der FOPA e.V. herausgegebenen Zeitschrift Freiräume und weitere Schätze gestoßen.
Außerdem hat das Team vier Akteurinnen interviewt: neben Meike Spitzner die Pionierinnen Margarete Pauls, Ulla Terlinden und Kerstin Dörhöfer. Rohdaten, Transkripte und Zusammenschnitte bekommt das DDF zur Sicherung zur Verfügung gestellt. Zusammenschnitt und Transkripte werden über das DDF sowie die Onlinekanäle des FMT ebenfalls öffentlich zugänglich gemacht. Des Weiteren entstehen sechs Essays: Vier Akteurinnenessays widmen sich der FOPA e.V., den Pionierinnen Meike Spitzner, Ulla Terlinden und Kerstin Dörhöfer. Zwei Themenessays zu Ökofeminismus und Naturwissenschaften sowie Pionierinnen der Nachhaltigkeit betten die Materialien in den größeren historischen Kontext ein.
Zusätzlich erschließt der FMT ein Konvolut internationaler Plakate zur Neuen Frauenbewegung, prüft diese rechtlich und digitalisiert sie. Das Projekt endet mit einer Onlineveranstaltung, in der der FMT drei Generationen feministischer Stadtplanerinnen miteinander ins Gespräch bringt. Die im Rahmen des Projektes erschlossenen Vorlässe, Zeitschriften, Tagungsdokumentationen und weiteren grauen Materialien machen fünfzig Jahre feministische Wissenschafts- und Technikgeschichte für Öffentlichkeit und Forschung zugänglich.
Der FMT besteht seit 1984, damals noch in Frankfurt unter dem Namen „Das feministische Archiv und Dokumentationszentrum“, ab 1988 in Köln. Die Einrichtung sammelt und forscht zum radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung, zur autonomen Frauenbewegung und zu Pionierinnen verschiedener Epochen. Neben den archivarischen Sammlungen unterhält der FMT eine umfangreiche Spezialbibliothek.
Das DDF-Projekt ist am 1. Januar 2024 gestartet und hatte eine Laufzeit von 12 Monaten. Dabei werden Materialien erschlossen, digitalisiert und Rechte geklärt sowie Interviews mit Zeitzeuginnen geführt. Es entstehen Essays und das Projekt endet mit einer Onlineveranstaltung, in der der FMT drei Generationen feministischer Stadtplanerinnen miteinander ins Gespräch bringt.
Ausgewählte Beiträge vom FMT im DDF: