Frauenarchive und die Anfänge der Frauenforschung
Das Frauenarchiv an der RUB wurde bereits 1978 gegründet. Nun ist es an der Zeit, sich der Geschichte dieses Ortes, an welchem Frauen- und Lesbenbewegungsgeschichte geschrieben und aktiv mitgestaltet wurde, einmal genauer zu widmen: Bereits 1977, ein Jahr vor der Gründung des Archivs, formiert sich an der RUB, die damals einen sehr reformistischen Ruf genießt, eine Gruppe von Geschichtsstudentinnen, die sich CLARAs nennen. Sie wollen die Situation von Frauen an der Uni sowie männerzentrierte Wissenschaftsinhalte verändern. Hier entsteht die Idee, eine Sammlung als Grundlage für die Anfänge einer Frauenforschung anzulegen.
Die Geschichten, die die Sammlungsbestände der LIESELLE erzählen, berichten von Kämpfen um Räume, Gelder und Ressourcen. Dank zahlreicher Generationen von Studentinnen und deren Bereitschaft, ehrenamtliche und somit unbezahlte Arbeit zu leisten, konnte das feministische Projekt Frauenarchiv bis dato weiterwachsen. Die Recherche im Vorlass der Frauenarchivgruppe der RUB ergab bereits viele spannende Fundstücke, u.a. zahlreiche Texte, die in Form von Erzählungen, einer Novelle und sogar in einem Entwurf für ein Theaterstück die Geschichte des Frauenarchivs an der RUB literarisch verarbeiten.
Im aktuellen DDF-Projekt werden bisher unerschlossene Materialien aus den unterschiedlichen Sammlungsbeständen der LIESELLE katalogisiert und erstmals für Recherchen im META-Katalog und im DDF zugänglich gemacht. Dazu gehören Aktenbestände, ein umfassender Zeitschriftenbestand und graue Materialien. Etwas Besonderes stellen dabei die Materialien eines spanischsprachigen Frauen- und Lesbenarchivs dar. Dieses wurde von Frauen aus Lateinamerika und der Karibik angelegt und Ende 1997 im Frauenarchiv an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) eröffnet. Dieser einmalige und bisher unerschlossene Bestand kann maßgeblich zu intersektionalen Perspektiven und Forschungsansätzen beitragen und damit zentrale Grundlagen für Forschungsarbeiten im Bereich der Geschlechtergeschichte, Gender Studies, Queer Studies, Empowerment Studies sowie der Bewegungs- und Protestforschung schaffen.
Das Frauenarchiv an der Ruhr-Universität Bochum (heute LIESELLE) wurde 1978 gegründet und ist bis heute eine zentrale Anlaufstelle für Studierende der Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist das älteste Bochumer Archiv der autonomen Frauen- und Lesbenbewegung.
Das DDF-Projekt der LIESELLE ist am 01. April 2022 gestartet und läuft noch bis zum Ende des Jahres. Bisher konnte die Umstellung des Bibliotheksbestands in der LIESELLE auf FAUST9 durchgeführt werden. Derzeit umgesetzt werden die Erfassung, Katalogisierung und Digitalisierung des Vorlasses des Frauenarchivs an der RUB, die Erstellung eines Essays zur Geschichte des Frauenarchivs an der RUB, die Rechteklärung für ausgewählte Materialien sowie die Erfassung und Katalogisierung des Frauen- Lesbenarchivs mit Materialien aus Lateinamerika und der Karibik und der Zeitschriftenbestände der LIESELLE.
Ausgewählte Inhalte von LIESELLE im DDF und META-Katalog:
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Zur bewegten Geschichte des Autonomen Frauen- Lesbenreferats der Ruhr-Universität Bochum (1977–1990)
- Feministisch Radiomachen in den 90er-Jahren am Beispiel des FrauenLesbenRadio Funk’n Flug aus Bochum (1992–1998)
- „Let's talk about Funk'n Flug“, Sammlung FrauenLesbenRadio Funk'n Flug Bochum (NL-FF), digitalisiert im META-Katalog
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„Wir stellen vor: Archive in Bochum“, Sendung vom 07.08.1995, digitalisiert im META-Katalog