Frauen, Arbeit, Selbstorganisation – wie sich Frauenvereine in Hamburg engagierten

veröffentlicht 08. Oktober 2021

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten sich in Hamburg viele Frauenorganisationen. Eine der ersten war 1946 der Hamburger Frauenring. Gegründet von Frauen wie Emmy Beckmann, Alice Prausnitz und Olga Essig, machte es sich der Verein von Beginn an zur Aufgabe, die Interessen der Frauen in der Stadt zu vertreten. Weitere Vereine folgten und schlossen sich mit dem Hamburger Frauenring 1949 zur Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf) zusammen.

Ein gemeinsames Anliegen war es, Frauen das Recht auf Unabhängigkeit zu ermöglichen. Arbeit und Beruf waren hier wichtige Wirkbereiche, gerade da sie bis heute einen großen Lebensbereich von Frauen bestimmen – sei es durch Lohnarbeit, Care-Arbeit oder ehrenamtliches Engagement – und beständige Rollenbilder wie zum Beispiel der Hausfrau und Mutter den (erneuten) beruflichen Einstieg und Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung für Frauen erschweren.

In den 1940er bis 1970er Jahren der BRD war die finanzielle Unabhängigkeit einer Frau von ihrem Ehemann nicht selbstverständlich und Geschlechterrollenbilder verfestigten sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder. Vereine wie der Hamburger Frauenring oder ab 1949 auch die ahf boten Frauen die Chance, sich ehrenamtlich, abseits von parteipolitischer Arbeit, für Gleichstellung zu engagieren, sei es beruflich, privat oder auch gesamtgesellschaftlich.

Das FrauenStadtArchiv Hamburg (FSA) ist mit dem Vereinslebens des Landesfrauenrates Hamburg (LFR) eng verknüpft und so bestehen enge Kontakte zu den Mitgliedsverbänden, den Vorstandsmitgliedern der letzten vier Jahrzehnte und damit auch zu Zeitzeuginnen. Durch eine Schenkung von Unterlagen zum Hamburger Frauenring wurde die Aufmerksamkeit auf dessen Arbeit und dessen Fokus auf berufliche Chancen für Frauen gelenkt.

Material FrauenStadtArchiv Hamburg
FrauenStadtArchiv Hamburg
Lizenz
Rechteangabe
Merterialien zu Kursen des beruflichen Wiedereinstiegs und der Weiterbildung des Hamburger Frauenrings aus dem Bestand des FSA Hamburg.
 

Für das DDF-Projekt werden insbesondere Unterlagen aus dem Hamburger Frauenring, aber auch der ahf erschlossen und teilweise digitalisiert. Protokolle von Mitgliederversammlungen und Veranstaltungsprogramme ermöglichen Rückschlüsse darauf, wie und wofür sich Frauen in den Vereinen ehrenamtlich engagiert haben. So gab es einige Projekte, die initiiert wurden, um den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben für Frauen zu vereinfachen, nachdem sie zum Beispiel als Hausfrauen und Mütter noch nie oder länger nicht gearbeitet haben. Dazu gehören beispielsweise die beiden Projekte Neuer Start ab 35 und das Frauentechnikzentrum.

Das FSA ist ein Projekt des LFR. 2019 gründete der LFR das FSA mit integrierter Bibliothek. Es hat den Sammlungsschwerpunkt Hamburger Frauengeschichte und sammelt somit auch Medien und Unterlagen aus dem LFH, (ehemaligen) Mitgliedsverbänden und von Frauen, die sich in der Stadt gleichstellungspolitisch engagiert haben. Zudem dient es als Lernort für Bildung und Forschung zu historischen wie aktuellen frauenemanzipatorischen bzw. gleichstellungsbezogenen Kämpfen und Entwicklungen, die in der Stadt Hamburg stattfinden.

Das DDF-Projekt vom FSA ist am 1. Januar 2021 gestartet und hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Materialien werden digitalisiert, erschlossen und Rechte werden dazu geklärt. Essays sind geplant wie beispielsweise über das Frauentechnikzentrum sowie Interviews mit den Gründerinnen des Frauentechnikzentrums und von Neuer Start ab 35 – für mehr Frauenbewegungsgeschichte im DDF.

Ausgewählte Beiträge vom LFR/FSA im DDF:

Stand: 08. Oktober 2021

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