Über Eva Rieger
1981 erschien Eva Riegers interdisziplinäre und als umfassender Überblick angelegte Studie Frau, Musik und Männerherrschaft. Zum Ausschluß der Frau aus der deutschen Musikpädagogik, Musikwissenschaft und Musikausübung. Zum ersten Mal wurde darin für den deutschsprachigen Raum untersucht, welche Strukturen und Entwicklungen Frauen ab etwa 1750 davon abhielten, in der Musikkultur ihre Talente zu entfalten und beruflich Fuß zu fassen. Klar feministisch orientiert und kritisch den patriarchalischen Strukturen in der Gesellschaft gegenüber forderte Rieger nicht nur die formale Gleichstellung der Frau mit dem Mann – denn das hätte ja nur bedeutet, die von ihm vorgegebenen Regeln und Maßstäbe zu übernehmen. Stattdessen forderte sie eine solche Veränderung der politischen und sozialen Herrschaftsstrukturen, dass Frauen „ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten“1 entfalten könnten.
„Das ist inzwischen überholt“2, räumt Eva Rieger heute ein. Seit Judith Butlers ‚Gender Troubles‘ sind essentialistische Geschlechterkonstruktionen obsolet geworden und mit den Gender Studies und dem Konzept Diversity haben sich neue Forschungsfelder entwickelt. Frauenforschung und Feminismus müssten jedoch parallel dazu weitergeführt werden, so Rieger: „Feminismus muss immer mit Politik verbunden sein, wir müssen weiterkämpfen. Es gibt noch viel zu tun, auch in der konkreten Frauenförderung.“3
Schon früh galt ihr Engagement der Frauenbewegung und der feministischen Wissenschaft insbesondere in der Musikwissenschaft. Eva Rieger gehörte dem von Elke Mascha Blankenburg 1978 in Köln ins Leben gerufenen ‚Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e.V.‘ an, zu dessen 2. Vorsitzenden sie 1981 gewählt wurde. Aspekte der Frauen- und Geschlechterforschung prägen auch ihre Forschungen und Publikationen, unter anderem zu Richard Wagner und seinem Umfeld, zur Musikpädagogik und Musikbiographik sowie ihre internationale Lehr- und Vortragstätigkeit.
Eva Rieger ist unter anderem Mitbegründerin und Förderin des Sophie Drinker Instituts in Bremen, des Forschungszentrums Musik und Gender an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der Internetplattform ‚Musik und Gender im Internet‘ an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.