Eva Rieger Geboren am in Isle of Man / Großbritannien

Über Eva Rieger

Die Musikpädagogin, Musikwissenschaftlerin und Autorin Eva Rieger, geboren 1940 in Großbritannien während der Internierung ihrer deutschen Eltern auf der Insel Man, war bis 2000 als Hochschullehrerin an den Universitäten Göttingen, Hildesheim und Bremen tätig und lebt heute in Vaduz.

1981 erschien Eva Riegers interdisziplinäre und als umfassender Überblick angelegte Studie Frau, Musik und Männerherrschaft. Zum Ausschluß der Frau aus der deutschen Musikpädagogik, Musikwissenschaft und Musikausübung. Zum ersten Mal wurde darin für den deutschsprachigen Raum untersucht, welche Strukturen und Entwicklungen Frauen ab etwa 1750 davon abhielten, in der Musikkultur ihre Talente zu entfalten und beruflich Fuß zu fassen. Klar feministisch orientiert und kritisch den patriarchalischen Strukturen in der Gesellschaft gegenüber forderte Rieger nicht nur die formale Gleichstellung der Frau mit dem Mann – denn das hätte ja nur bedeutet, die von ihm vorgegebenen Regeln und Maßstäbe zu übernehmen. Stattdessen forderte sie eine solche Veränderung der politischen und sozialen Herrschaftsstrukturen, dass Frauen „ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten“1 entfalten könnten.

Video-Interview von Eva Rieger mit dem Archiv Frau & Musik 2019

„Das ist inzwischen überholt“2, räumt Eva Rieger heute ein.  Seit Judith Butlers ‚Gender Troubles‘ sind essentialistische Geschlechterkonstruktionen obsolet geworden und mit den Gender Studies und dem Konzept Diversity haben sich neue Forschungsfelder entwickelt. Frauenforschung und Feminismus müssten jedoch parallel dazu weitergeführt werden, so Rieger: „Feminismus muss immer mit Politik verbunden sein, wir müssen weiterkämpfen. Es gibt noch viel zu tun, auch in der konkreten Frauenförderung.“3

Schon früh galt ihr Engagement der Frauenbewegung und der feministischen Wissenschaft insbesondere in der Musikwissenschaft. Eva Rieger gehörte dem von Elke Mascha Blankenburg 1978 in Köln ins Leben gerufenen ‚Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e.V.‘ an, zu dessen 2. Vorsitzenden sie 1981 gewählt wurde. Aspekte der Frauen- und Geschlechterforschung prägen auch ihre Forschungen und Publikationen, unter anderem zu Richard Wagner und seinem Umfeld, zur Musikpädagogik und Musikbiographik sowie ihre internationale Lehr- und Vortragstätigkeit.

Eva Rieger ist unter anderem Mitbegründerin und Förderin des Sophie Drinker Instituts in Bremen, des Forschungszentrums Musik und Gender an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der Internetplattform ‚Musik und Gender im Internet‘ an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Veröffentlicht: 02. April 2020
Verfasst von
Martina Bick

Musikwissenschaftlerin, Mitarbeiterin Musik und Gender im Internet (MUGI) der HfMT Hamburg

Empfohlene Zitierweise
Martina Bick (2024): Eva Rieger, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv
URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/eva-rieger
Zuletzt besucht am: 14.10.2024

Netzwerk von Eva Rieger

Zitate von Eva Rieger

Biografie von Eva Rieger

Geburt in Isle of Man / Großbritannien

1961 - 1967

Archivangestellte im Schallarchiv der RIAS Rundfunkanstalt Berlin

1967 - 1971

Studium der Schulmusik und Anglistik

1973 - 1977

Wiss. Assistentin an der Hochschule für Musik Berlin

1976

Promotion

1980 - 1989

Redaktionsmitglied der „Zeitschrift für Musikpädagogin“

1981

Publikation „Frau, Musik und Männerherrschaft“

1994

Gründung einer Sektion „Frauen- und Geschlechterforschung“ in der Gesellschaft für Musikforschung

2001 - 2002

Gründung des Sophie-Drinker-Instituts in Bremen

2006

Gründung des Forschungszentrums „Musik und Gender“ an der Hochschule für Musik und Theater Hannover

Fußnoten

  1. 1 Rieger, Eva: Frau, Musik und Männerherrschaft, Berlin 1981, 2. Aufl. Kassel 1988, S. 18.
  2. 2 Rieger, Eva, Interview durch Archiv Frau und Musik, Frankfurt a.M. 2019, S. 1.
  3. 3 Rieger, Eva, Interview durch Archiv Frau und Musik, Frankfurt a.M. 2019, S. 3.