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Über Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen in Deutschland e.V. (DF)
„Der Deutsche Frauenrat (DF) ist die Lobby der Frauen in Deutschland. Er engagiert sich seit 1951 für die Rechte von Frauen in Deutschland, der europäischen Union und auf internationaler Ebene mit dem Ziel der rechtlichen und faktischen Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen. […] Der DF als Dachverband bundesweit aktiver Frauenorganisationen ist die größte frauen- und gleichstellungspolitische Interessenvertretung in Deutschland. Er vertritt Frauen aus Berufs-, sozial-, gesellschafts- und frauenrechtspolitischen Verbänden, aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Sport, Kultur, Medien und Wirtschaft. Dabei bündelt er, als Ergebnis demokratischer Willensbildung, die Interessen seiner Mitglieder, bringt sie in die Bundespolitik und als Mitglied der Europäischen Frauenlobby auf EU-Ebene ein und äußert sich zu gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen.“1
Geschichte des Verbandes
Der Deutsche Frauenrat entwickelte sich aus dem ‚Informationsdienst für Frauenfragen‘ , der am 8. Dezember 1951 in Frankfurt am Main ins Leben gerufen wurde. Initiatorin der Gründung war Ruth Woodsmall, die Leiterin der Frauenabteilung des US-Hochkommissariats für Deutschland (HICOG). Im Rahmen der Demokratisierungsbestrebungen der amerikanischen Militärregierung förderte die 1948 gegründete Abteilung die Frauenverbandsarbeit im Deutschland der Nachkriegszeit. Auch die Schaffung des ‚Informationsdienstes für Frauenfragen‘ diente diesem Ziel, denn seine Aufgabe war es, „die Entwicklung der Frauenarbeit auf wirtschaftlichem, sozialem und politischen Gebiet“ zu beobachten und „durch regelmäßige Veröffentlichungen allen interessierten Stellen Aufklärung und Material über den Stand der Frauenarbeit“ zu geben.2 Dies geschah durch die Zeitschrift Informationen für die Frau. Das erste Heft erschien im April 1952 und wurde bis Ende 2015 herausgegeben, ab 1999 unter dem Namen FrauenRat.
Im Informationsdienst für Frauenfragen schlossen sich erstmalig in der Geschichte der deutschen Frauenbewegung Vertreterinnen konfessioneller, gewerkschaftlicher, berufsständischer und staatsbürgerlicher Frauenverbände in einer Organisation zusammen.3 Die Arbeit gestaltete sich so erfolgreich, dass 1958 eine Erweiterung des Aufgabengebietes und damit verbunden eine Veränderung der Organisationsstruktur notwendig wurden. Der Verband wurde umbenannt in ‚Informationsdienst und Aktionskreis deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e.V.‘. Mitglieder des Vereins waren jetzt nicht mehr Vertreterinnen der Mitgliedsverbände als Personen, sondern die einzelnen Verbände selbst. Darüber hinaus wollten die Mitgliedsverbände nicht mehr nur gemeinsam informieren, sondern zukünftig auch gemeinsame Aktionen durchführen. Da sie in ihren verbandseigenen Zielen sehr heterogen ausgerichtet waren, stellte dies eine besondere Herausforderung dar.
Um bei Kontroversen über bestimmte Themen ein Auseinanderbrechen des Zusammenschlusses zu verhindern, beispielsweise bei der Diskussion um den § 218, wurde in der Satzung von 1958 festgelegt, dass Aktionen nur einstimmig von der Mitgliederversammlung beschlossen werden konnten.4 1984 wurde dieses Einstimmigkeitsprinzip zugunsten einer einfachen Mehrheit aufgegeben mit der Einschränkung, dass es zu einer einstimmigen Grundsatzabstimmung kommen muss, wenn ein Verband die zu beschließenden Forderungen in völligem Widerspruch zu den eigenen Grundsätzen sieht.5
Durch die kontinuierliche Aufnahme weiterer Organisationen entwickelte sich der ursprüngliche Informationsdienst nach und nach zum bedeutendsten Dachverband der Frauenorganisationen und Frauengruppen gemischtgeschlechtlicher Verbände in Deutschland. Dies äußerte sich 1969 in einer weiteren Umbenennung in ‚Deutscher Frauenrat – Bundesvereinigung deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e.V.‘ und noch einmal 1994 durch die Anfügung des Zusatzes ‚Lobby der Frauen‘. Heute versteht sich der Deutsche Frauenrat (DF) als „größte frauen- und gleichstellungspolitische Interessenvertretung in Deutschland“.6
Verbandsarbeit und -struktur
Der Frauenrat pflegt Kontakte zu Ministerien, Behörden und MandatsträgerInnen und setzt sich bei diesen für die Umsetzung der frauen- und gleichstellungspolitischen Beschlüsse der Mitgliederversammlung ein. In seiner Funktion als Dachverband der Frauenorganisationen wird er institutionell von der Bundesregierung gefördert und um Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen und Ausschussanhörungen gebeten.
Darüber hinaus ist der Deutsche Frauenrat auf europäischer und internationaler Ebene tätig. 1990 war er Gründungsmitglied der European Women’s Lobby7 und erhielt besonderen Beraterstatus (special advisor) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen ECOSOC8. Vertreterinnen des DF nehmen an UN-Weltfrauenkonferenzen teil und reisen regelmäßig als Beobachterinnen zu den Sitzungen der Frauenrechtskommission der UN in New York. Der Deutsche Frauenrat war unter anderem beteiligt am Deutschen Nationalen Vorbereitungskomitee für die 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 und wirkte mit an den nachfolgenden nationalen Evaluationsmaßnahmen zur Umsetzung der Aktionsplattform von Peking.
Seit seiner Gründung setzt sich der Deutsche Frauenrat für die Umsetzung des Gleichstellungsparagrafen (Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz (GG)) ein. Als Teil einer breiten Koalition aus Frauenrechtlerinnen und Unterstützerinnen erreichte er 1994 unter anderem die Erweiterung von Absatz 2 GG um den Anspruch auf Förderung der Gleichberechtigung durch den Staat.9 Durchgängige Themen in der Lobbyarbeit des Deutschen Frauenrats sind unter anderem die soziale Sicherung von Frauen, die berufliche Gleichstellung und eine stärkere Präsenz von Frauen in politischen Entscheidungsgremien, außerdem die Beseitigung von und Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Zu diesen Schwerpunkten veranstaltete der Deutsche Frauenrat 1994 eine Großkundgebung in Bonn unter dem Titel ‚Frauen bewegen das Land‘ , an der – je nach Schätzung – zwischen 25.000 und 50.000 Frauen teilnahmen.10
2006 nutzte der Verband die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland als Bühne, um eine breite Öffentlichkeit aus dem In- und Ausland für das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution zu sensibilisieren. Bei einer bundesweiten Unterschriftensammlung für den Aufruf ‚Abpfiff – Schluss mit Zwangsprostitution‘ kamen zehntausende von Unterschriften zusammen.
Zehn Jahre später machte sich der Deutsche Frauenrat im Bündnis ‚Nein heißt Nein‘ für eine Sexualstrafrechtsreform stark. Die breite Solidarität und Einigkeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und weiblichen Bundestagsabgeordneten aller Parteien führte dazu, dass der Bundestag am 7. Juli 2016 den Schutz der sexuellen Selbstbestimmung im Sexualstrafrecht festschrieb.11
Aktenbestand
Im Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF) lagert der Aktenbestand des Deutschen Frauenrats, beginnend mit dem Jahr seiner Gründung 1951. Der Bestand wird laufend durch Nachlieferungen mit Archivgut jüngeren Datums ergänzt. Ein Teil des Bestandes ist erschlossen und sowohl über ein Findbuch12 als auch über den AddF-Katalog und den META-Katalog recherchierbar.13 Der Bestand enthält Unterlagen zu Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Satzungen des Frauenrates sowie Korrespondenz mit staatlichen Behörden und Einrichtungen. Das Schriftgut zur Mitgliederaufnahme enthält auch Satzungen zahlreicher Organisationen, die sich im Laufe der Jahre um eine Aufnahme in den Frauenrat beworben haben, und bietet somit eine vielfältige Sammlung von Satzungen deutscher Frauenverbände. Zusätzlich zur schriftlichen Überlieferung finden sich auch einige Fotografien sowie zahlreiche Tonbänder und Audiokassetten, bei denen es sich unter anderem um Mitschnitte von Mitgliederversammlungen handelt. Auch Filme gehören zum Bestand, wie zum Beispiel ‚Zwischen Kaffeeklatsch und Macht‘, eine Diskussionsrunde mit der damaligen Vorsitzenden Irmgard von Meibom, deren Nachlass ebenfalls im AddF aufbewahrt wird.14
Weiteres Schriftgut des Deutschen Frauenrats gelangte über die Vor- und Nachlässe einzelner Vorsitzender auch in andere Archive, zum Beispiel in das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Netzwerk von Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen in Deutschland e.V. (DF)
Biografie von Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen in Deutschland e.V. (DF)
Fußnoten
- 1 Grundsätze des Deutschen Frauenrats, abgerufen am 6.4.2021 unter https://www.frauenrat.de/verband/grundsaetze/.
- 2 Gründungssatzung des Informationsdienstes für Frauenfragen, AddF, Kassel, Aktenbestand Deutscher Frauenrat, NL-K-28; 72-2.
- 3 Zu den Gründungsverbänden vgl. https://www.frauenrat.de/verband/geschichte/ abgerufen am 6.4.2021.
- 4 Vgl. Satzungsänderungsentwurf von 1958 des Deutschen Frauenrats, in: NL-K-28; 1-1, Teil 2.
- 5 Vgl. Icken, Angela: Der Deutsche Frauenrat. Etablierte Frauenverbandsarbeit im gesellschaftlichen Wandel, Opladen 2002, S. 86 f.
- 6 Zu den Grundsätzen des Deutschen Frauenrats vgl. www.frauenrat.de/grundsaetze/ abgerufen am 6.4.2021.
- 7 www.womenlobby.org
- 8 https://www.un.org/ecosoc/
- 9 Vgl. Icken, Der Deutsche Frauenrat, S. 149 f.
- 10 Vgl. Stoehr, Irene / Pawlowski, Rita: Die unfertige Demokratie. 50 Jahre „Informationen für die Frau“, Berlin 2002, S. 45.
- 11 Eine ausführlichere Fassung dieses Dossiers findet sich unter: https://www.addf-kassel.de/dossiers-und-links/dossiers/dossiers-organisationen/deutscher-frauenrat-df/.
- 12 https://www.addf-kassel.de/fileadmin/user_upload/Bestaende/Findbuecher_NL-K/NL-K-28_DF_Findbuch.pdf
- 13 https://www.addf-kassel.de/sammlungen/katalog/; https://www.meta-katalog.eu/.
- 14 Zum Online-Findbuch von Irmgard von Meibom: https://www.addf-kassel.de/fileadmin/user_upload/Bestaende/Findbuecher_NL-P/NL-P-41_Meibom_Findbuch.pdf.
Ausgewählte Publikationen
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Beckmann-Kircher, Gudrun: Der Deutsche Frauenrat. Ämter und Organisationen der Bundesrepublik Deutschland, Düsseldorf 1984.
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Beckmann-Kircher, Gudrun: Der Deutscher Frauenrat. Kommunikationsstruktur und -Verhalten eines Verbandes, Münster 1981.
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Icken, Angela: der Deutsche Frauenrat – Etablierte Frauenverbandsarbeit im gesellschaftlichen Wandel, Opladen 2002.
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Stoehr, Irene/Pawlowski, Rita: Die unfertige Demokratie, 50 Jahre ‚Informationen für die Frau‘, Berlin 2002.