Über Barbara Heller
Die 1936 in Ludwigshafen geborene Pianistin und Komponistin Barbara Heller setzte sich schon früh als Pianistin für die Aufführung von Werken von Frauen ein. Ab 1978 widmete sie sich als Mitbegründerin des ‚Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik‘ der Entdeckung und Förderung von Musik komponierender Frauen.
Als Pianistin nicht ausreichend in ihrer Kreativität gefordert und getrieben von Zweifeln über ihre Rolle, ihre Räume, ihre Ausrichtung, entschied Barbara Heller sich für das Komponieren, weil es das war, was sie am besten konnte und am meisten zufriedenstellte. Dennoch blieb sie unsicher, ob sie wirklich eine Komponistin sei, nicht eher eine Forscherin, Pädagogin oder Musikvermittlerin; ob sie als Frau nicht eigentlich andere Aufgaben ernster nehmen müsse – zum Beispiel ihre Mutterrolle für den 1963 geborenen Sohn. All das machte ihr immer wieder zu schaffen und beschäftigte sie gedanklich.
Barbara Heller begann 1954 nach der mittleren Reife ein Klavier- und Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Mannheim. Mit zwanzig Jahren erhielt sie ihr erstes Stipendium für eine Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, die sie in den folgenden Jahrzehnten als eine von sehr wenigen Frauen regelmäßig besuchte. Gleich nach dem Studium begann sie an der Mannheimer Musikhochschule Klavier zu unterrichten. Neben dem Komponieren trat sie als Pianistin in Solokonzerten auf, in Kammermusikensembles und als Klavierbegleiterin, sie spielte Rundfunkaufnahmen ein und konnte auch schon früh eigene Kompositionen aufführen und verlegen lassen. Zu nennen wären beispielsweise ihr Streichquartett (1958, A hel 29) und die Sinfonietta für Streichorchester (1960, A hel 24).
Ihre Heirat 1963 unterbrach ihre Karriere, sie wurde Mutter eines Sohnes und unterrichtete nur noch als Privatlehrerin. Von 1970 bis 1975 übernahm sie die Aufarbeitung und Veröffentlichung des Nachlasses des Darmstädter Komponisten Hermann Heiß (mit einer Publikation unter ihrem Ehenamen Barbara Reichenbach). Nach der Trennung von ihrem Mann erfolgte eine grundlegende Neuorientierung. 1976 begann sie, ausschließlich Werke von Frauen aufzuführen, um diese bekannt zu machen. Gleichzeitig vermied sie dadurch, dass ihre Leistungen als Pianistin mit denen anderer verglichen wurden, die keine derart lange Pause gemacht hatten. Sie bat die ihr bekannten Komponistinnen in Europa um Klavierkompositionen für ihre Konzerte. So erfuhr sie auch von der Initiative Elke Mascha Blankenburgs in Köln, die ebenfalls auf der Suche nach Musik von Komponistinnen war, sich für deren Aufführung engagierte und die 1978 die Gründung eines ‚Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik‘ vorschlug. Barbara Heller schloss sich ihr an und schenkte die folgenden drei Jahre ihres Lebens ‚Frau und Musik‘, und auch „mein ganzes Geld, meine ganze Energie, mein ganzes Leben“.1 Fortan widmete sie sich als Pianistin, Herausgeberin, Forscherin, in Vorträgen und Gesprächskonzerten der Entdeckung von Musik komponierender Frauen.
Neben diesem Engagement entfaltete sie sich auch als Komponistin weiter. Ihr Werkverzeichnis umfasst zahlreiche Kompositionen für Klavier und Soloinstrumente, Kammermusikwerke, Lieder und mehrere Kompositionen für Orchester sowie grafische und verbale Konzepte zu Improvisationen, die sie in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlerinnen und Schriftstellerinnen entwickelte.
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Fußnoten
- 1 Heller, Barbara, Interview durch Archiv Frau und Musik, Transkript, S. 2.